Zu Besuch im Bonner Psychiatriemuseum „Ver-rückte Zeiten“

Vor 200 Jahren waren die Verhältnisse für viele seelisch Kranke unmenschlich: Sie mussten aus Kerkern und von Ketten befreit werden. Im Laufe des 19. Jahrhunderts fanden Gedanken der Heilbarkeit von psychischen Störungen, der Menschenwürde und der humanen Versorgung der „Irren“ langsam Eingang in die entstehende wissenschaftliche Psychiatrie. Die gegen Ende des 19. Jahrhunderts gebauten Heil- und Pflegeanstalten, darunter auch die Bonner Einrichtung, trugen diesen Überzeugungen Rechnung. Neue therapeutische und rehabilitative Ansätze waren auf die Reintegration psychisch Erkrankter in die Gesellschaft ausgerichtet. Während des Zweiten Weltkrieges wurden „unheilbar“ psychiatrisch erkrankte Menschen zu zigtausenden ermordet, darunter auch viele aus dem Rheinland. Seit den 1950er Jahren gab es positive Aufbrüche: neue Therapiemethoden, medikamentöse Hilfen und eine sozialpsychiatrische Bewegung. Die Referentin Linda Orth hat viele Zeugnisse vor dem Verschwinden gerettet und das Museum gegründet.